Diakoniewerk droht mit "Hartnäckigkeit" gegenüber Bundesministerium
Die „Freie Arbeitgruppe JHH 2006“ bekam Post aus dem Präsidialbüro des Diakoniepräsidenten Johannes Stockmeier: „Wir bedauern sehr, dass nicht noch vor der Bundestagswahl eine endgültige Entscheidung des Bundes und die ersten Schritte der Umsetzung des Fonds für Betroffene aus Einrichtungen der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendpsychiatrie erfolgt sind.“
Im Schreiben heißt es weiter: „In Gesprächen wurde uns erneut der Beginn eines solchen Fonds in Aussicht gestellt. Wir erwarten nach Konstituierung der neuen Regierung alsbald eine Entscheidung und konkrete Maßnahmen. Andernfalls werden wir uns hartnäckig im Ministerium, in Gesprächen mit Ministerin und Staatssekretär, für eine rasche Umsetzung einsetzen.“
Dieses Schreiben ist die Antwort auf einen Brief der Freien Arbeitsgruppe an den Diakoniepräsidenten. In diesem beklagt sie, dass behinderte Heimopfer immer noch nicht Hilfen aus dem Opferfonds erhalten, obwohl laut Aussage der Diakonie vor etwa einem halben Jahr bereits eine mündliche Zusage des zuständigen Sozialministeriums vorläge.
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Die Gruppe im Dezember an den Diakonieverbund: „Eine weitere Zeitverzögerung auf dem Rücken der betroffenen Opfer Ihrer Kirchen ist unverantwortlich und unmoralisch. Darum schlagen wir vor, dass Sie die in den Opferfonds eingezahlten Gelder rückbuchen und an die antragsstellenden Opfer direkt auszahlen.“ Die Gruppe fordert: „Ganz konkret schlagen wir eine erste Abschlagszahlung von 10.000 Euro vor. Dies entspricht dem Betrag, der einigen Opfern aus dem Bereich der Erziehungshilfe ausgezahlt wird.“
„Die ´Freie Arbeitsgruppe JHH 2006´ ist empört darüber, dass Politik und Kirche es wieder geschafft haben, ein weiteres Jahr Kompetenzstreitigkeiten zu führen und damit eine modernere Form der Misshandlung von Betroffenen zu pflegen. So Klaus Dickneite, Sprecher der Gruppe. Schon am „Runden Tisch sexueller Missbrauch“ in Berlin, habe er diese „Befürchtung dieses Handelns gegenüber Politik und beteiligten Verbänden zum Ausdruck gebracht. Dabei wurde mir überzogenes Misstrauen unterstellt.“ Sein Fazit nach der erneuten Absage der Diakonie: „Wie bedauerlich, dass dieses Misstrauen pure Wahrheit geworden ist.“
Diakon Jochen Twer, ehemals Praktikant im Johanna-Helenen-Heim, in dem Gewalt an behinderten Klein- und Schulkindern verübt wurde, spricht Stockmeier direkt an: „Vielleicht nehmen Sie mal endlich Ihre Verantwortung wahr.“
Helmut Jacob ist entsetzt über die Ignoranz des Diakonieverbundes: „Nach einer versauten Kindheit der meisten Opfer könnten die jämmerlichen Leistungen aus dem Opferfonds zumindest dazu beitragen, den im Sterben Liegenden eine würdige Beerdigung zu bereiten. Selbst diese letzte Ehre gönnt die Diakonie ihren Opfern nicht. Welche Charakterlosigkeit!“
Der Pfarrer im Ruhestand, Dierk Schäfer aus Bad Boll, bringt es auf den Punkt: „Es ist doch zu dumm, oder geht es gar mit dem Teufel zu? Da hindert Vater Staat die Mutter Kirche daran, etwas für die Opfer von Mutter Kirche zu tun.“ Er ergänzt: „Die bockelharte Weigerung, in Vorleistung zu treten, entzieht der christlichen Motivation dieser Einrichtungen jegliche Glaubwürdigkeit und macht sie zu Heuchlern, eines perfiden Geschäftsmodells.“
Das Schreiben des Diakonieverbundes im Wortlauf:
http://gewalt-im-jhh.de/hp2/Aktivitaten_der_Evangelischen_/2013-12-20_-_Klaus_Dickneite-1.pdf