Offener Brief, Antrag, Hilfsersuchen
der Interessengemeinschaft ehemaliger Heimkinder aus der Fürsorgehölle „Gut an der Linde“, dem Knabenheim der Bergische Diakonie Aprath
Absender - Kontakt - Ansprechperson - Antragsteller:
Axel Weiner Heinrich Neusen Str. 7 47877 Willich Tel. 02156 - 3941
Reiner Gläser Kampgasse 3 51107 Köln Tel. 0221-1693264
Michael Schierer von Frentz Str.18 50259 Pulheim Tel. 02238-58157
Sehr geehrte Damen und Herren,
den Medien ist zu entnehmen, dass trotz aller Proteste einige zuständigen Amtsträger des Land NRW und der Stadt Wülfrath erwägen, auf dem Gelände der Bergische Diakonie Aprath (BDA) eine forensische Klinik zu errichten und das Land der BDA das Gelände dafür abkaufen soll.
Pfarrer Joerg Hohlweger, Vorstand der BDA, hebt gegenüber der Presse, der Landesregierung, der Stadt und Öffentlichkeit irreführend die Verdienste in der Nachbetreuung forensischer Patienten und Kinderbetreuung hervor, ohne die Verbrechen der BDA in der Vergangenheit zu erwähnen.
Der Landesbeauftragte für den Maßregelvollzug hat uns zwar mitgeteilt, dass die BDA nicht an der Behandlung der Patienten beteiligt sein wird, weil das Land Träger ist, Pfarrer Hohlweger hat aber, das war den Medien wiederholt zu entnehmen, andere Pläne. Die BDA soll in die Behandlung und Nachsorge einbezogen werden.
Gegen das Vorhaben, die Forensik dort zu bauen, legen wir hiermit Widerspruch und Beschwerde ein. Wir haben in den Kinderheimen der BDA die Hölle erlebt und ein berechtigtes Interesse daran, dass deren Zuständige an weiteren Unrechtshandlungen gehindert werden oder mit dem Kaufpreis, obgleich die von Menschenverachtung geprägte Geschichte der BDA bekannt ist, belohnt werden.
Das Vorhaben des „mildtätigen“ Vereins BDA beweist wieder einmal, dass es den dort Zuständigen nicht um das Wohlergehen der Menschen geht, sondern um das Geld, das mit dem Vorhaben verdient werden kann. Das Interesse der jetzigen und zukünftigen Anwohner, der Schutzbefohlenen die einfach verlegt werden sollen, der zwei benachbarten Wohneinrichtungen in denen u. a. sexuell missbrauchte Kinder Schutz finden, ihre eigenen Schutzbefohlenen die dann neben der Forensik leben müssen usw. wird einfach übergangen. Auch der Naturschutz im schönen bewaldeten Gelände wird missachtet.
Wenn einer beurteilen kann, ob die BDA oder deren Gelände für das Vorhaben geeignet ist, sind es nicht deren umsatzorientierte Vorstandsmitglieder, sondern wir, ihre ehemaligen Schutzbefohlenen. Das Knabenheim in dem die BDA uns unsere Jugend gestohlen hat, wurde zwar 1979 geschlossen, aber die menschenverachtende Einstellung, Schutzbefohlene sind offensichtlich nur von Wert solange sie Geld einbringen, danach sind werden abgeschrieben, hat sich offensichtlich nicht geändert.
Der quälerische Tagesablauf in „Gut an der Linde“ bestand aus militärischem Drill inklusive Uniformierung und stramm stehen, regelmäßigem sexuellem Missbrauch, Prügel, Isolierraum, Kontaktverbot zur Jugend am Ort, Verwandten und Eltern, schlechtem Essen, armseligen Unterkünften, Massenschlafsälen, Bildungsversagung, Taschengeldentzug, Zwangsarbeit im Heim, bei Bauern und Handwerkern ohne Bezahlung usw. Das Heim war mehr Arbeits- und Zwangserziehungslager als kindgerechte Alternative zum Elternhaus. Wundern muss einen das nicht, die Erzieher hatten über Jahre keine Ausbildung und ihr Handwerk in der NS Zeit gelernt. Pfarrer Wilfried Schneider, Vorsitzender der BDA von 1966 bis 1999, beispielsweise als junger Mann in der SS und in den Saukel Werken, einem Außenlager des KZ Buchenwald.
Unsere Ehemaligengruppe setzt sich seit rund fünf Jahren gegenüber der BDA für Akteneinsicht, Hilfe bei der Suche nach Heimkameraden und Entschädigung ein. Wir erhielten aber nur ein bisschen Einsicht in vorsortiertes Aktenmaterial, Zusagen, die nicht eingehalten wurden, abwiegelnde Verweise auf andere Hilfsfonds und Hinhaltezusagen. Die letzte Zusage von Pfarrer Hohlweger, einen Entschädigungsfond der BDA für ehemalige Heimkinder einrichten zu wollen, die nicht erfüllt wurde, diente offensichtlich dem Zweck uns zwei Jahre lang ruhig zu stellen, damit die unmenschlichen Handlungen der Mitarbeiter aus den Medien verschwinden. Denn das Bekannt werden von Kindesmissbrauch und Misshandlung begründet ja Kirchenaustritte und Kundenabgänge. Eltern die davon wissen, vertrauen der BDA mit Sicherheit keine Kinder an. Hier ist das Interesse erkennbar. Die Patienten der Forensik können nicht abhauen oder sich abmelden. Sie sind der BDA, wenn diese den von Pfarrer Hohlweger gewollten Zugriff auf Mitwirkung erhält, hilflos ausgeliefert.
Bei der Frage ob das Gelände der BDA und deren Nachbarschaft oder Mitwirkung für die Forensik geeignet ist, sollte man auch die Geschichte der BDA bedenken. Diese ist mörderisch, grausam, blutig und von menschenverachtender Geschäftspraxis geprägt. Andere Organisationen, die sich nicht hinter dem Kreuz verstecken können, wären bei systematischen Gräueltaten wie die der BDA schon lange als kriminelle Vereinigung etc. verboten und sind es auch.
Die Verantwortliche der BDA stellen gerne, wie jetzt bei der Forensik- Debatte, deren „Verdienste“ heraus, verschweigen aber die von ihnen oder ihren Vorgängern begangenen Verbrechen wie:
- Das reihenweise Verhungern lassen von Schutzbefohlenen im Steckrübenwinter.
- Die Einbindung mit dem diakonische Werk beim Patientenmord in der NS Zeit.
- Die Propagierung von Medizinversuchen an Schutzbefohlenen und Behinderten.
- Die Zwangssterilisation von Schutzbefohlenen in der NS Zeit.
- Die systematische Ausbeutung von Kindern und Patienten durch Zwangsarbeit.
- Die regelmäßige Förderung und Begehung von sexuellem Missbrauch durch Mitarbeiter.
- Die Organisation der schlimmsten Fürsorgehöllen.
- Die Prügel, Zwangsarbeit und perversen Strafen in ihren Fürsorgehöllen..
- Das systematische Verabreichen von umstrittenen Psychodrogen.
- Das gefangen Halten von Kindern gegen deren Willen.
- usw. alles belegbar.
Mit der Aufzählung der Verbrechen und Missbrauchstaten der BDA Mitarbeiter könnte man Bücher füllen, wenngleich deren Vorstände viel dafür tun, um alles Vergessen zu machen. Auf die Verbrechen angesprochen, insbesondere von uns, ihren ehemaligen Heimkindern die das live ertragen mussten, bekunden die Vorstände, Pfarrer Hohlweger nach Pfarrer Iwand, Betroffenheit und versprechen Änderungen. Tatsächlich ändern sie nur etwas, wenn es Gesetze oder Eigeninteressen erfordern
Wir fordern auch Herr Pfarrer Hohlweger auf, von der Forensik abzulassen. Das Wohlergehen der Nachbarn und Schutzbefohlenen hat Vorrang vor Expansion und Gewinn! Menschen sind wichtiger als Geld. Weiter fordern wir Pfarrer Hohlweger auf sich um die Opfer zu kümmern, uns ehemaligen Heimkinder, die in der BDA über Jahrzehnte systematisch psychisch und physisch fertig gemacht wurden, bevor mit dem Forensikbau auf ihrem Gelände wieder neue Opfer produziert werden.
Die Mitglieder des Stadtrates von Wülfrath bitten wir hiermit über Frau Dr. Claudia Panke gegen die Bebauung zu stimmen und stellen hiermit den dem entsprechenden Antrag.
Alle sonstig Beteiligte bitten wir dringend im Rahmen ihrer Möglichkeiten dafür zu sorgen, dass die Forensik nicht auf das Gelände der BDA kommt.
Hochachtungsvoll
i.A. Axel Weiner
Dierk Schaefers Blog: Und neues Leben blüht aus den Ruinen
Posted in Geschichte, heimkinder, Kirche, Kriminalität by dierkschaefer on 6. April 2014
Schön! - Wer in der frühen Nachkriegszeit die Trümmerpflanzen auf den Trümmergrundstücken gesehen hat, konnte beinahe die Trümmer übersehen. Uns Kinder hat das alles nicht gestört. Trümmergrundstücke waren für uns Normalität; wir kannten es nicht anders und spielten dort ganz unbefangen, so wie wir auf den Trümmern auch ganz unschuldig (?) sangen: Ei, ei, ei, Korea, der Krieg kommt immer näher, und wenn der Ami Bomben wirft, dann wackelt ganz Korea …“ – Welch ein Wahnsinn! Auch in unseren Köpfen mußten erst die Trümmer beseitigt werden, wie auch die realen, die erst Freiflächen Platz machten und später bebaut wurden. Vor manchen liegen heute Stolpersteine.
Von Trümmerbeseitigung wollen die Verantwortlichen der Bergischen Diakonie Aprath (BDA) nichts hören. Sie hoffen, unbeschwert von der Vergangenheit ihrer Einrichtung etwas Neues und Lukratives beginnen zu können.
Dort liegen keine Stolpersteine, doch aus den Trümmern gellen heute noch die Schreie der Opfer.
Der Brief, den ich hier zur Kenntnis gebe, ist als offener Brief deklariert. Hoffentlich zeigt er Wirkung.
http://dierkschaefer.wordpress.com/2014/04/06/und-neues-leben-bluht-aus-den-ruinen-2/