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18. April 2014 5 18 /04 /April /2014 14:48

"Die Brüder sollen sich nichts aneignen, weder Haus noch Ort noch irgendeine andere Sache.

Und gleichwie Pilger und Fremdlinge (vgl. 1 Petr 2,11) in dieser Welt, die dem Herrn in Armut und Demut dienen, mögen sie voll Vertrauen um Almosen bitten gehen;

und sie sollen sich dabei nicht schämen, weil der Herr sich für uns in dieser Welt arm gemacht hat (vgl. 2 Kor 8,9).

Dies ist jene Erhabenheit der höchsten Armut, die euch, meine geliebtesten Brüder, zu Erben und Königen des Himmelreiches eingesetzt, an Dingen arm, aber an Tugenden reich gemacht hat (vgl. Jak 2,5)."

http://franziskaner.de/index.php?id=19&no_cache=1&type=1

Und übrigens: Ihr seid längst ohne Chef. Ihr wolltet ihn rausschmeissen; er ist dem zuvorgekommen:

 

 

Heimopfer, Heimerziehung, Evangelische Kirche, Katholische Kirche, Caritas, Diakonie
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11. April 2014 5 11 /04 /April /2014 14:46

Für seine Behinderung hat Jürgen Friedrichs ein biblisches Alter erreicht. Er ist nun über 60 Jahre. Um im häuslichen Bereich leben zu können, stehen ihm Assistenten und Assistentinnen zur Seite. Damit die nachts ihre Ruhe finden, hat sich Friedrichs ein Bett mit elektrischem Lattenrost ausgesucht, dessen Bedienung er selbst vornehmen kann. Die Tasten der Fernbedienung sind so angeordnet, dass er sie mit seinen gelähmten Fingern betätigen und Fußteil und Rückenteil selbst aufrichten oder in die Waagerechte bringen kann.

Plötzlich - die Rückenlehne war nach Bedienung des Schalters ganz oben - machte der Motor „klack,klack,klack,klack“. Die Rückenstütze fuhr nicht mehr hinunter. Das Sanitätshaus wurde angerufen und ein ziemlich forscher Mitarbeiter besah sich den Schaden. „Ich muss das selbe Lattenrost wieder haben, um es bedienen zu können“, meinte Jürgen und erhielt die knappe Antwort: “Ham wa nicht!“ Friedrichs darauf: „Können Sie nicht mal nachforschen?“ Der Techniker, oder was er auch darstellt: „Die gibts nich mehr, die wurden alle ausrangiert.“ Er führte eine der neuen Fernbedienungen vor und Friedrichs sollte auf die Tastatur drücken. Sie sind hinter einer Folie eingebettet und Friedrichs konnte nicht eine einzige Taste drücken. Der Mitarbeiter zog wieder ab.

Also machte sich Jürgen an die Arbeit und durchforstete das Internet. Er besah sich hunderte Fotos von Lattenrosten und entdeckte jede Menge solcher, die noch diese runden Knöpfe ohne Überzug hatten. Schon wollte Friedrichs Angebote anfordern, da kam ein älterer, graubärtiger, freundlicher Mitarbeiter der Firma am nächsten Morgen vor 9 Uhr, um eine Reparatur zu versuchen. Die mißlang, so erzählt Friedrichs, aber er habe wohl auf der Straße viel telefoniert. Noch am selben Abend betrat ein junger Mann die Wohnung, mit gepflegtem Bart und Jürgen erzählt: „Der hinterließ sogar nachhaltige Eindrücke bei meiner Assistentin.“

Der junge Mann, er heißt - das kann Friedrichs dem Auftragszettel entnehmen - Reinschmidt, machte sich ans Werk. Friedrichs: „Der erzählte meiner Assistentin, er habe noch eine Fernbedienung der gleichen Bauart aus dem Müllcontainer gerettet, sei auf dem Dachboden des Sanitätshauses herumgekraxelt und habe noch eine große Kiste genau solcher Motoren gefunden.“ Friedrichs war verwirrt; hatte doch der erste Techniker sofort gesagt: „Ham wa nicht!“ Friedrichs nahm den jungen Techniker nach erfolgter Reparatur in die Pflicht: „Sorgen Sie bitte dafür, dass diese Motoren nicht weggeworfen werden!“ Der junge Mann meinte, er habe schon entsprechende Notizen angefertigt.

Zum Abschied dankte Friedrichs: „Sie sind ein Segen für die behinderte Menschheit.“ Techniker Reinschmidt sei sichtlich verlegen gewesen, aber habe gemeint, dass solch ein Lob auch wohltut.

Friedrichs bat den Blogbetreiber: „Damit er sich an dem Lob erfreuen kann, wenn es ihm nicht so gut geht, mach `ne schöne Geschichte draus!“

 

Voilà, hier ist sie, die Geschichte, als kleiner Dank an Techniker Reinschmidt.

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9. April 2014 3 09 /04 /April /2014 19:15

„Nach einem Urteil des Amtsgerichtes Berlin-Tiergarten darf die katholische Kirche 'eine kinderfickende Sekte' genannt werden. Würde ich eine Richterin am Familiengericht als 'stutenbissige Emanze' titulieren, ich hätte ganz schnell ihren Kollegen Strafrichter am Hals. Zu Recht.“

So Norbert Blüm, ehemaliger CDU-Bundesarbeitsminister, zu Beginn seines Beitrages in der „Zeit Online“ vom 6.7.2013.

Im Folgenden zieht er über die Richter her und vermittelt zumindest den Eindruck, dass er ihre Unabhängigkeit beschnitten sehen will.

http://www.zeit.de/2013/27/richter-kritik-justiz

http://beamtendumm.wordpress.com/2013/07/06/norbert-blum-zum-thema-justiz/

Norbert Blüm sollte sich besonders im Fall der Richterin des Amtsgerichtes Berlin informieren. Sie hat ihr Urteil damit begründet, dass viele Presseverlautbarungen über sexuellen Missbrauch gerade unter katholischen Dächern vorliegen. Keine andere Religion in Deutschland steht diesbezüglich dermaßen oft am Pranger. Blüm hat nicht recherchiert. Einige Klicks im Internet hätten ihm die Augen geöffnet. Bereits die Eingabe der Begriffe „katholische kirche sexueller missbrauch“ ergibt „Ungefähr 20.500 Ergebnisse (0,00 Sekunden)“.

Und hätte Norbert Blüm sich dann durchgearbeitet, hätte er folgende Gräueltaten verdauen müssen: Anale Vergewaltigung, orale Vergewaltigung, Auspeitschung von Kindern und Jugendlichen, sexueller Missbrauch in der Sakristei, von Kindern erpresste Masturbation der Priester, Vermietung von Kindern zum sexuellen Missbrauch, etc., etc. Er wäre auf Norbert Denef gestoßen, der seinen erlebten Missbrauch ausführlich geschildert hat und Sprecher der Missbrauchsopfer ist. 

So ist Norbert Blüms Kritik einfach nur lächerlich.

09.04.2014

katholische kirche, sexueller missbrauch, norbert blüm

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6. April 2014 7 06 /04 /April /2014 14:20

Offener Brief, Antrag, Hilfsersuchen

der Interessengemeinschaft ehemaliger Heimkinder aus der Fürsorgehölle „Gut an der Linde“, dem Knabenheim der Bergische Diakonie Aprath 

Absender - Kontakt - Ansprechperson - Antragsteller:

Axel Weiner            Heinrich Neusen Str. 7     47877 Willich     Tel. 02156 - 3941 

Reiner Gläser         Kampgasse 3                   51107 Köln         Tel. 0221-1693264

Michael Schierer    von Frentz Str.18              50259 Pulheim    Tel. 02238-58157

Sehr geehrte Damen und Herren,

den Medien ist zu entnehmen, dass trotz aller Proteste einige zuständigen Amtsträger des Land NRW und der Stadt Wülfrath erwägen, auf dem Gelände der Bergische Diakonie Aprath (BDA) eine forensische Klinik zu errichten und das Land der BDA das Gelände dafür abkaufen soll.

Pfarrer Joerg Hohlweger, Vorstand der BDA, hebt gegenüber der Presse, der Landesregierung, der Stadt und Öffentlichkeit irreführend die Verdienste in der Nachbetreuung forensischer Patienten und Kinderbetreuung hervor, ohne die Verbrechen der BDA in der Vergangenheit zu erwähnen.

Der Landesbeauftragte für den Maßregelvollzug hat uns zwar mitgeteilt, dass die BDA nicht an der Behandlung der Patienten beteiligt sein wird, weil das Land Träger ist, Pfarrer Hohlweger hat aber, das war den Medien wiederholt zu entnehmen, andere Pläne. Die BDA soll in die Behandlung und Nachsorge einbezogen werden.

Gegen das Vorhaben, die Forensik dort zu bauen, legen wir hiermit Widerspruch und Beschwerde ein. Wir haben in den Kinderheimen der BDA die Hölle erlebt und ein berechtigtes Interesse daran, dass deren Zuständige an weiteren Unrechtshandlungen gehindert werden oder mit dem Kaufpreis, obgleich die von Menschenverachtung geprägte Geschichte der BDA bekannt ist, belohnt werden.

Das Vorhaben des „mildtätigen“ Vereins BDA beweist wieder einmal, dass es den dort Zuständigen nicht um das Wohlergehen der Menschen geht, sondern um das Geld, das mit dem Vorhaben verdient werden kann. Das Interesse der jetzigen und zukünftigen Anwohner, der Schutzbefohlenen die einfach verlegt werden sollen, der zwei benachbarten Wohneinrichtungen in denen u. a. sexuell missbrauchte Kinder Schutz finden, ihre eigenen Schutzbefohlenen die dann neben der Forensik leben müssen usw. wird einfach übergangen. Auch der Naturschutz im schönen bewaldeten Gelände wird missachtet.

Wenn einer beurteilen kann, ob die BDA oder deren Gelände für das Vorhaben geeignet ist, sind es nicht deren umsatzorientierte Vorstandsmitglieder, sondern wir, ihre ehemaligen Schutzbefohlenen. Das Knabenheim in dem die BDA uns unsere Jugend gestohlen hat, wurde zwar 1979 geschlossen, aber die menschenverachtende Einstellung, Schutzbefohlene sind offensichtlich nur von Wert solange sie Geld einbringen, danach sind werden abgeschrieben, hat sich offensichtlich nicht geändert.

Der quälerische Tagesablauf in „Gut an der Linde“ bestand aus militärischem Drill inklusive Uniformierung und stramm stehen, regelmäßigem sexuellem Missbrauch, Prügel, Isolierraum, Kontaktverbot zur Jugend am Ort, Verwandten und Eltern, schlechtem Essen, armseligen Unterkünften, Massenschlafsälen, Bildungsversagung, Taschengeldentzug, Zwangsarbeit im Heim, bei Bauern und Handwerkern ohne Bezahlung usw. Das Heim war mehr Arbeits- und Zwangserziehungslager als kindgerechte Alternative zum Elternhaus. Wundern muss einen das nicht, die Erzieher hatten über Jahre keine Ausbildung und ihr Handwerk in der NS Zeit gelernt. Pfarrer Wilfried Schneider, Vorsitzender der BDA von 1966 bis 1999, beispielsweise als junger Mann in der SS und in den Saukel Werken, einem Außenlager des KZ Buchenwald.  

Unsere Ehemaligengruppe setzt sich seit rund fünf Jahren gegenüber der BDA für Akteneinsicht, Hilfe bei der Suche nach Heimkameraden und Entschädigung ein. Wir erhielten aber nur ein bisschen Einsicht in vorsortiertes Aktenmaterial, Zusagen, die nicht eingehalten wurden, abwiegelnde Verweise auf andere Hilfsfonds und Hinhaltezusagen. Die letzte Zusage von Pfarrer Hohlweger, einen Entschädigungsfond der BDA für ehemalige Heimkinder einrichten zu wollen, die nicht erfüllt wurde, diente offensichtlich dem Zweck uns zwei Jahre lang ruhig zu stellen, damit die unmenschlichen Handlungen der Mitarbeiter aus den Medien verschwinden. Denn das Bekannt werden von Kindesmissbrauch und Misshandlung begründet ja Kirchenaustritte und Kundenabgänge. Eltern die davon wissen, vertrauen der BDA mit Sicherheit keine Kinder an. Hier ist das Interesse erkennbar. Die Patienten der Forensik können nicht abhauen oder sich abmelden. Sie sind der BDA, wenn diese den von Pfarrer Hohlweger gewollten Zugriff auf Mitwirkung erhält, hilflos ausgeliefert. 

Bei der Frage ob das Gelände der BDA und deren  Nachbarschaft oder Mitwirkung für die Forensik  geeignet ist, sollte man auch die Geschichte der BDA bedenken. Diese ist mörderisch, grausam, blutig und von menschenverachtender Geschäftspraxis geprägt. Andere Organisationen, die sich nicht hinter dem Kreuz verstecken können, wären bei systematischen Gräueltaten wie die der BDA schon lange als kriminelle Vereinigung etc. verboten und sind es auch.

Die Verantwortliche der BDA stellen gerne, wie jetzt bei der Forensik- Debatte, deren „Verdienste“ heraus, verschweigen aber die von ihnen oder ihren Vorgängern begangenen Verbrechen wie:

  • Das reihenweise Verhungern lassen von Schutzbefohlenen  im Steckrübenwinter.
  • Die Einbindung mit dem diakonische Werk beim Patientenmord in der NS Zeit.
  • Die Propagierung von Medizinversuchen an Schutzbefohlenen und Behinderten.
  • Die Zwangssterilisation von Schutzbefohlenen in der NS Zeit.
  • Die systematische Ausbeutung von Kindern und Patienten durch Zwangsarbeit.
  • Die regelmäßige Förderung und Begehung von sexuellem Missbrauch durch Mitarbeiter.
  • Die Organisation der schlimmsten Fürsorgehöllen.
  • Die Prügel, Zwangsarbeit und perversen Strafen in ihren Fürsorgehöllen..
  • Das systematische Verabreichen von umstrittenen Psychodrogen.
  • Das gefangen Halten von Kindern gegen deren Willen.
  • usw. alles belegbar.

Mit der Aufzählung der Verbrechen und Missbrauchstaten der BDA Mitarbeiter könnte man Bücher füllen, wenngleich deren Vorstände viel dafür tun, um alles Vergessen zu machen. Auf die Verbrechen angesprochen, insbesondere von uns, ihren ehemaligen Heimkindern die das live ertragen mussten, bekunden die Vorstände, Pfarrer Hohlweger nach Pfarrer Iwand, Betroffenheit und versprechen Änderungen. Tatsächlich ändern sie nur etwas, wenn es Gesetze oder Eigeninteressen erfordern

Wir fordern auch Herr Pfarrer Hohlweger auf, von der Forensik abzulassen. Das Wohlergehen der Nachbarn und Schutzbefohlenen hat Vorrang vor Expansion und Gewinn! Menschen sind wichtiger als Geld. Weiter fordern wir Pfarrer Hohlweger auf sich um die Opfer zu kümmern, uns ehemaligen Heimkinder, die in der BDA über Jahrzehnte systematisch psychisch und physisch fertig gemacht wurden, bevor mit dem Forensikbau auf ihrem Gelände  wieder neue Opfer produziert werden. 

Die Mitglieder des Stadtrates von Wülfrath bitten wir hiermit über Frau Dr. Claudia Panke gegen die Bebauung zu stimmen und stellen hiermit den dem entsprechenden Antrag.

Alle sonstig Beteiligte bitten wir dringend im Rahmen ihrer Möglichkeiten dafür zu sorgen, dass die Forensik nicht auf das Gelände der BDA  kommt.
Hochachtungsvoll
i.A. Axel Weiner

Dierk Schaefers Blog: Und neues Leben blüht aus den Ruinen

Posted in Geschichte, heimkinder, Kirche, Kriminalität by dierkschaefer on 6. April 2014

Schön! -  Wer in der frühen Nachkriegszeit die Trümmerpflanzen auf den Trümmergrundstücken gesehen hat, konnte beinahe die Trümmer übersehen. Uns Kinder hat das alles nicht gestört. Trümmergrundstücke waren für uns Normalität; wir kannten es nicht anders und spielten dort ganz unbefangen, so wie wir auf den Trümmern auch ganz unschuldig (?) sangen: Ei, ei, ei, Korea, der Krieg kommt immer näher, und wenn der Ami Bomben wirft, dann wackelt ganz Korea …“ – Welch ein Wahnsinn! Auch in unseren Köpfen mußten erst die Trümmer beseitigt werden, wie auch die realen, die erst Freiflächen Platz machten und später bebaut wurden. Vor manchen liegen heute Stolpersteine.

Von Trümmerbeseitigung wollen die Verantwortlichen der Bergischen Diakonie Aprath (BDA) nichts hören. Sie hoffen, unbeschwert von der Vergangenheit ihrer Einrichtung etwas Neues und Lukratives beginnen zu können.

Dort liegen keine Stolpersteine, doch aus den Trümmern gellen heute noch die Schreie der Opfer.

Der Brief, den ich hier zur Kenntnis gebe, ist als offener Brief deklariert. Hoffentlich zeigt er Wirkung.

 

http://dierkschaefer.wordpress.com/2014/04/06/und-neues-leben-bluht-aus-den-ruinen-2/

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5. April 2014 6 05 /04 /April /2014 14:15

Wenn sexuell Mißbrauchte von den evangelischen Landeskirchen Rheinland, Westfalen und Lippe finanzielle Unterstützung wollen, müssen sie einen Fragebogen ausfüllen, der triggern und zu Retraumatisierungen führen kann. Die "Freie Arbeitsgruppe JHH 2006", eine Gruppe, die sich um behinderte Heimopfer aus den drei Nachkriegsjahrzehnten kümmert, hat diesen Fall erlebt. Sie hat daraufhin einen zunächst anonymisierten Antrag gestellt, der abgelehnt wurde. http://pressemitteilung.ws/node/505348

 Daraufhin hat die Arbeitsgruppe nun einen Brief an die drei Landeskirchen gesandt:  

Sehr geehrte Damen und Herren,

zunächst begrüßen wir es sehr, dass die Evangelischen Landeskirchen Rheinland, Westfalen und Lippe sich endlich dazu durchgerungen haben, finanzielle Mittel für die sexuell Gequälten und Missbrauchten auszuzahlen. Zwar ist diese Summe so beschämend gering, dass sie die Bezeichnung „Entschädigung“ nun wirklich nicht verdient hat; außerdem liegt die höchsterreichbare Summe weit hinter denen der Landeskirche Hannover, die nachgewiesenermaßen bis zu 32 000 Euro ausbezahlt haben.

Den Fragebogen der Anlaufstelle unter Leitung des Herrn Stefan Wutzke finden wir völlig inakzeptabel. Die Fragestellungen sind geeignet, zu triggern, und Retraumatisierungen zu provozieren. Den ersten solchen Fall haben wir vor einigen Wochen erlebt. Darum hat sich unsere „Freie Arbeitsgruppe JHH 2006“ dazu entschlossen, für antragstellende Missbrauchsopfer diese Antragsprozedur durchzuführen. Warum der erste Fall abgewimmelt wurde, können wir nicht nachvollziehen. Es drängt sich förmlich die Vermutung auf, dass durch das Verfahren der Anlaufstelle vergewaltigte und sonst sexuell misshandelte Opfer davon abgehalten werden sollen, überhaupt einen Antrag zu stellen, um die Kirchenkassen zu schützen.

Über den ersten Fall hat der Unterzeichner auf seinem Blog ausführlich berichtet:

http://helmutjacob.over-blog.de/article-die-holle-eines-kleinen-madchens-will-evangelische-kirche-opferantrage-verhindern-123029235.html

Bitte verhindern Sie, dass dieser Skandal noch weiter öffentlich wird. Er schadet nur Ihrem Ruf. So fordern wir Sie auf, Ihre Anlaufstelle anzuweisen, a) die Fragen umzuformulieren und b) zunächst anonymisierte Bearbeitung zuzulassen. Wenn Ihrerseits die Entscheidung über die Opferhilfe gefallen ist, können immer noch die Personalien nachgeliefert werden.

Mit freundlichem Gruß
Freie Arbeitsgruppe JHH 2006
i.A. Helmut Jacob

Evangelische Kirche von Westfalen

- Das Landeskirchenamt -
Altstädter Kirchplatz 5
33602 Bielefeld
Telefon:  0521 594-0 (Zentrale)
Telefax:  0521 594-466
E-Mail:    Onlineredaktion(at)lka.ekvw.de
Internet: www.evangelisch-in-westfalen.de

Lippische Landeskirche
Leopoldstr. 27
32756 Detmold
Postfach 2153
32711 Detmold
Tel.: 05231/976-60
Fax: 05231/976-8164
Email: LKA@lippische-landeskirche.de

Evangelische Kirche im Rheinland
Landeskirchenamt
Pressesprecher Jens Peter Iven (v.i.S.d.P.)
Hans-Böckler-Straße 7, 40476 Düsseldorf
Fon: 0211 / 4562 - 0
Fax: 0211 / 4562 - 490
E-Mail: ekir (at) ekir.de

Heimkinder, Heimopfer, sexueller Mißbrauch, Vergewaltigung, evangelische Kirche, Diakonie

 

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4. April 2014 5 04 /04 /April /2014 22:22

Blog Dierk Schäfer: Antje Vollmer und das schmutzige Geschäft der Politik.

Posted in Politik by dierkschaefer on 1. April 2014

http://dierkschaefer.wordpress.com/2014/04/01/antje-vollmer-und-das-schmutzige-geschaft-der-politik/

Einen Scherbenhaufen haben die westlichen Länder angerichtet, so Antje Vollmer.[1] Sie sollte sich um ihren eigenen Scherbenhaufen kümmern, um das Porzellan, das sie am Runden Tisch zerdeppert hat. Sie hat gekonnt die ehemaligen Heimkinder für Staat und Kirchen über den Tisch gezogen und ganz ungeniert einen Preis entgegengenommen, der den Namen eines ehrenwerten Mannes trägt. Absolut degoutant!

Vollmer braucht anscheinend wieder etwas publicity in ihrer wohlverdienten Versenkung. Die soll sie haben. http://dierkschaefer.wordpress.com/2011/01/31/der-runde-tisch-heimkinder-und-der-erfolg-der-politikerin-dr-antje-vollmer/

 [1] http://www.publik-forum.de/Politik-Gesellschaft/gorbatschows-geplatzter-traum

Tagged with: Antje Vollmer, Runder Tisch

Hier die Dokumentation der Arbeit des Runden Tisches Heimerziehung mit Dank an Pfarrer i.R. und Diplompsychologe Dierk Schäfer, Bad Boll:

Dierk Schaefers Blog: Der Runde Tisch Heimkinder und der Erfolg der Politikerin Dr. Antje Vollmer

Posted in heimkinder by dierkschaefer on 31. Januar 2011

Der Runde Tisch Heimkinder und der Erfolg der Politikerin Dr. Antje Vollmer

Ein informationsgestützter Interpretationsversuch

Der Runde Tisch stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Zwar hatte er eine nicht zu überschätzende parlamentarische Startbedingung durch den Auftrag des Petitionsausschusses bekommen, doch dann geriet das Verfahren unter die Räder der Alltagspolitik, die immer Interessenpolitik ist, bei der sich letztlich das Beharrungsvermögen (Trägheit inbegriffen) und die mächtigeren Interessen durchsetzen.

Da war zunächst die damalige Familienministerin Ursula von der Leyen, die ich als die böse Fee der Heimkinder sehe. Sie sorgte mit ihrem Votum für die „richtige“ Weichenstellung: „Die Einrichtung eines nationalen Entschädigungsfonds wird von Bundestag und Bundesregierung nicht angestrebt.“

Die psychologischen Auswirkungen dieses Satzes waren verheerend. Er hat einen ungeheuren Vertrauensschaden angerichtet.

Doch die Ministerin blieb am Ball: Im Zuge der Vergabe der Organisation des Runden Tisches kam es zu einer Kürzung des Budgets von rund einer Million auf rund vierhunderttausend Euro. Diese Zahlen waren mir bei meiner Anhörung am Runden Tisch am 2. April 2008 noch nicht bekannt ( http://dierkschaefer.files.wordpress.com/2009/04/runder-tisch-bericht-ds.pdf ). Es war klar, daß mit dieser Summe nicht angemessen gearbeitet werden konnte. Sollte ja vielleicht auch nicht werden.

Zu welchem Zeitpunkt in diesem Hintergrundgeplänkel Frau Vollmer mit der Moderation beauftragt wurde, weiß ich nicht. Aus jahrelanger Erfahrung als Moderator weiß ich aber, daß ein Moderator, wenn nicht nach außen, so doch zumindest in der Gruppe, die er moderiert, unglückliche Startbedingungen benennen und mit der Gruppe überlegen muß, wie man damit umgehen will, um das Projekt erfolgreich anzugehen. Dies hat Frau Vollmer nicht getan.

Zudem hat ein Moderator darauf zu achten, daß kein Mitglied der Gruppe deutlich schwächer gestellt ist, als andere. Eine asymmetrische Machtverteilung gibt es zuweilen. Doch eine ungleichgewichtige Beteiligung darf ein Moderator nicht hinnehmen, sondern muß ihr gegensteuern. Das bedeutet, daß Frau Vollmer dafür Sorge hätte tragen müssen, daß den ehemaligen Heimkindern die begleitende Beratung durch eine renommierte Rechtsanwaltskanzlei finanziert wird. Doch die bekamen nicht einmal ein eigenes Budget.

Alle anderen Teilnehmer am Runden Tisch waren den ehemaligen Heimkindern durch Bildung und Ausbildung, und auch durch ihre berufliche Position haushoch überlegen. Zudem hatten sie einen „Apparat“ im Hintergrund, den sie zumindest logistisch nutzen konnten. Zu erwähnen ist auch die Selbstverständlichkeit, daß ihre Tätigkeit zumeist im Rahmen ihrer dienstlichen Obliegenheiten erfolgte.

All dieses nicht angesprochen und kompensiert zu haben, ist professionelles Versagen der Moderatorin Vollmer. Zugleich ist es eine Frage der Berufsethik, die sie als Pfarrerin zu berücksichtigen hat, auch wenn sie nicht explizit als solche tätig wird.

Doch dabei blieb es nicht. Frau Vollmer hätte erkennen müssen, daß die am Runden Tisch beteiligten ehemaligen Heimkinder einen schweren Stand auch gegenüber ihrer Basis haben, gerade weil Frau von der Leyen sich so definitiv geäußert und schon die deutliche Verzögerung des Beginns des Runden Tisches verursacht hatte. Auch diesen Punkt habe ich in meiner Anhörung deutlich herausgestellt. Sie hat jedoch die Alarmsignale ignoriert und eine Öffentlichkeitsarbeit betrieben, die als Verheimlichungsarbeit wahrgenommen werden mußte. Es ist zu konzedieren, daß die Politik des VeH ihr dabei in die Hände gespielt hat; eine Politik, die ich bei meiner Anhörung als problematisch bezeichnet habe. Doch Frau Vollmer  hätte gegensteuern können und müssen. Allerdings scheint sie in der Person von Dr. Siegfried Wiegand ein williges Werkzeug gefunden zu haben, den sie nach meinen Informationen in mindestens einer separaten Unterredung auf Gefolgschaft einstimmen konnte. Dadurch hat sie die Position der ehemaligen Heimkinder am Runden Tisch noch mehr geschwächt, indem diese nun nicht nur dem Druck der Heimkinderöffentlichkeit ausgesetzt waren, sondern auch dem Konformitätsdruck innerhalb ihrer Dreierkonstellation; schließlich hatte Herr Wiegand erkennbar eine Leitfunktion inne und beanspruchte sie auch.

So eingefädelt konnten die Dinge ihren Lauf nehmen. Informationen vom Runden Tisch blieben eher formal, wenn auch ein paar Gutachten in Auftrag gegeben wurden, die zu anerkennenswerten Ergebnissen kamen. Die beim Runden Tisch eingerichtete Anlaufstelle für ehemalige Heimkinder hat nichts verlautbaren lassen, was auf eine erfolgversprechende Arbeit schließen ließe; ehemalige Heimkinder, die Kontakt mit mir hatten, haben sich ausschließlich negativ über die Stelle geäußert.

Dann kam der Zwischenbericht. Er wurde von Prof. Kappeler auf hohem fachlichem Niveau ausführlich analysiert. Herr Wendelin vom Runden Tisch versicherte mir zwar, alles werde vom Runden Tisch wahrgenommen; doch die Analyse von Prof. Kappeler fand weder eine offizielle Anerkennung, noch wurden die aufgezeigten gravierenden Mängel in der Folgezeit kompensiert.

Die Schlußphase –  Endlich hatten die drei Teilnehmer des Runden Tisches mit Heimhintergrund ein Papier mit konkreten Forderungen nicht nur vorgelegt, sondern auch offiziell eingebracht. Damit kamen Turbulenzen in die Beratungen des Schlußberichts, so daß die Schlußversion besser aussah als der Entwurf.

Die Analyse des Schlußberichts durch Prof. Kappeler ist aufschlußreich. Wie kam das Abstimmungsergebnis zustande? Die drei „ordentlichen“ Vertreter der Heimkinderseite hatten drei persönlich zugeordnete Stellvertreter bekommen. Diese waren zwar redeberechtigt, was ihnen aber anscheinend nicht gleich gesagt wurde. Stimmberechtigt waren sie jedoch nur bei Nichtanwesenheit dessen, den sie zu vertreten hatten. Folgerichtig gab es also immer nur drei Heimkinderstimmen. Zur Absegnung des Schlußberichts sollten auch die Stellvertreter plötzlich stimmberechtigt sein; die Heimkinder hätten also sechs Stimmen gehabt. Doch die Verdoppelung der Ohnmacht klappte nicht, denn ein Stellvertreter scherte aus. Eine Gegenstimme hätte nicht gut ausgesehen. Den Stellvertretern wurde das gerade eben zugesprochene Stimmrecht schnurstracks wieder entzogen. Die anderen wurden vor die Alternative gestellt: entweder es gibt das, was nun aufgetischt ist, oder es gibt gar nichts. Bei Tarifverhandlungen zwischen in etwa gleich starken Partnern ist das ein legitimes Mittel, einen Kompromiß herbeizuführen oder die Situation zu klären. Doch diese Konstellation war von Anfang bis Ende nicht gegeben. Die Moderatorin setzte die schwächeren Partner unter Druck (und Zeitdruck) und bekam das, was sie später in der Presse eine immer gute Lösung nannte, den einstimmigen Beschluß. So darf ein neutraler Moderator nicht verfahren.

Dennoch bin ich der Meinung, daß Frau Vollmer ihren Job professionell gemacht hat. Ich hänge jedoch nicht den Verschwörungstheorien vieler ehemaliger Heimkinder an. Die Realität dürfte banal sein. Frau Vollmer hat ausschließlich als Politikerin agiert und das gefördert, was angesichts der Verhältnisse machbar war und als persönlicher Erfolg verkauft werden konnte. Sie mußte dabei nur entsprechend jonglieren und aufpassen, daß kein Ball zu Boden fällt.

Das ist ihr zweifellos gelungen. Frau Vollmer hat ihren Job beendet und hält sich mit Recht für erfolgreich. Auch der Hauptvertreter der Heimkinder am Runden Tisch kann sich im Erfolg sonnen, wie ich vermute, selbstgefällig: Er hat immerhin den ehemaligen Heimkindern einen Spatzen  verdient.

Auch gekonnt-professionelles Handeln kann äußerst degoutant sein.

http://dierkschaefer.wordpress.com/2011/01/31/der-runde-tisch-heimkinder-und-der-erfolg-der-politikerin-dr-antje-vollmer/

Heimkinder, Heimerziehung, Runder Tisch Heimerziehung, Antje Vollmer, Evangelische Kirche, Katholische Kirche, Caritas, Diakonie, Dierk Schaefer, Dierk Schäfer,

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30. März 2014 7 30 /03 /März /2014 23:05

Der "Verein ehemalige Heimkinder e.V." sandte mir eine Einladung:

"Einladung zur Heimkinder-Konferenz am 14. Juni 2014
Der Vorstand möchte auf eine öffentliche Fraktionssitzung in Münster aufmerksam machen und Sie einla- den, daran teilzunehmen. Der VEH hat in Kooperation mit der Fraktion DIE LINKE im LWL eine "Heimkinder-Konferenz" organisiert. Die Konferenz findet am Samstag den 14. Juni im "Landeshaus", am Freiherr vom Stein Platz 1 statt. - Die beiden Vorsitzenden des VEH e.V. werden anwesend sein."

Bekanntermaßen besteht die "Freie Arbeitsgruppe JHH 2006" (eine Opferinitiative ehemaliger behinderter Heimkinder der Orthopädischen Anstalten Volmarstein, heute Evangelische Stiftung, in Wetter bei Hagen) mit Absicht nur aus 9 Mitgliedern (5 Opfer, 4 ehemalige Mitarbeiter/innen). Aus terminlichen Gründen kann von dieser Gruppe niemand an dieser Konferenz teilnehmen. Darum hat Helmut Jacob, Mitglied dieser Arbeitsgruppe, einen Text erstellt, der in Münster vorgetragen werden soll. Hier der Beitrag:

"Sehr geehrte Damen und Herren,

die „Freie Arbeitsgruppe Johanna-Helenen-Heim 2006“ vertritt behinderte ehemalige Kleinkinder und Schulkinder. Es handelt sich hier um ein Heim der damaligen „Orthopädischen Anstalten Volmarstein“ bei Hagen. Heute ist diese Anstalt als „Evangelische Stiftung Volmarstein“ deklariert, was der Einrichtung einen moderneren Anstrich, also mehr Schein als sein, gibt.

Die Arbeitsgruppe besteht aus neun Mitgliedern, davon fünf Heimopfern und vier ehemaligen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen dieser Einrichtung.

Über die Verbrechen auf den Kinderstationen und in den Schulräumen des Johanna-Helenen-Heimes muß ich nicht viele Worte verlieren. Sie sind umfangreich dokumentiert in dem Buch der Historiker Schmuhl/Winkler mit dem Titel: „Gewalt in der Körperbehindertenhilfe – Das Johanna-Helenen-Heim in Volmarstein von 1947 bis 1967“ Allerdings hat die Arbeitsgruppe selbst Recherchen angestellt, die sich übrigens mit den Ergebnissen der Historiker decken. Sie finden diese auf der Homepage der Gruppe. Die Eingabe der Stichwörter „Gewalt im JHH“ führt Sie ans Ziel.

Der Vertrag mit dem Historiker-Duo kam unter Zwang zustande. Die Arbeitsgruppe entschloß sich schon 2008 zur Dokumentation ihrer Arbeit auf besagter Homepage. Unsere Forderungen sind konkret: 400,-€ Opferrente bis zum Lebensende oder 54.000,-€ in bar. Diese Forderungen sind angesichts der Verbrechen human. Schließlich wurden Kleinkinder und Schulkinder physisch, psychisch und sexuell mißbraucht. Auf der Homepage finden Sie Interviews mit etwa 20 Opfern. Sie zu lesen erfordert allerdings starke Nerven.

Die Opferrente ist darum wichtig, um bei erneuter Heimeinweisung, nun ins Altenheim, das Pflegepersonal zu bestechen, es milde zu stimmen. Denn machen wir uns nichts vor: In den Pflegeheimen ist auch heute noch Gewalt auf der Tagesordnung. Da ist der Pflege-TÜV eher ein lächerliches Siegel.

Unsere Forderungen decken sich wesentlich mit denen des „Vereins ehemaliger Heimkinder e.V.“ wobei wir behinderungsbedingt den Betrag für die Opferrente erhöht haben. Diese Forderungen sind übrigens von einer Mehrheit aller Heimopfer getragen. Es haben zwei Internetabstimmungen stattgefunden. Um die 90% haben diesem Begehren zugestimmt.

Heute sind diese Forderungen für uns nicht mehr aktuell. Andere Länder zahlen wirkliche Entschädigung, die den Begriff „Entschädigung“ verdient. Es muß eine Angleichung an diese Opferentschädigungen stattfinden.

Die Zahlungen aus dem Opferfonds von Bund, Ländern und Kirchen empfinden viele Opfer als erneute Demütigung. Es ist bekannt, daß lediglich circa 1% der westlichen Heimopfer ihre Anträge gestellt haben. Noch einmal lassen sie sich nicht verhöhnen.

Zu diesem Fonds kam es durch umfangreiche Betrugsmanöver am „Runden Tisch Heimerziehung“ in Berlin. Die Tischvorsitzende Antje Vollmer blockte jeden Versuch ab, die Realität in den Heimen in den Nachkriegsjahrzehnten nachzuzeichnen. Kritische Eingaben in schriftlicher und mündlicher Form wurden schlichtweg ignoriert. Als nach einem halben Jahr absehbar war, daß auch die sogenannten Opfervertreter manipuliert wurden, forderte der „Verein ehemaliger Heimkinder“ anwaltliche Vertretung. Dies wurde sowohl gerichtlich als auch am Runden Tisch abgelehnt. So kam, was kommen mußte: Trotz vieler wissenschaftlicher Beiträge über die Nachkriegsjahrzehnte verneinte der Runde Tisch systematische Gewalt in den Heimen und schlug eine sogenannte Entschädigung von maximal 5.000,-€ vor. Die Begründung lautete: Man wolle die jüdischen Zwangsarbeiter in den Kriegsjahren nicht brüskieren.

Drei ständig anwesende sogenannte Opfervertreter und drei Stellvertreter, die übrigens 18 Juristen gegenüber saßen, sollten den Abschlußbericht unterzeichnen. Einer weigerte sich wohl. Und so trat laut Berichten Frau Vollmer vor die Tür des Verhandlungszimmers und meinte, etwa sinngemäß: „Wenn ihr nicht unterschreibt, bekommt ihr gar nichts.“ So wurde der Abschlußbericht einstimmig verabschiedet.

Allerdings haben sich inzwischen fünf sogenannte Opfervertreter von diesem Bericht distanziert. Sie schämen sich teilweise dafür, daß sie über den Tisch gezogen wurden.

Der „Runde Tisch Heimerziehung“ war eine Farce.

Es gilt noch einmal zu resümieren: Es herrschte flächendeckende Gewalt in den Heimen, zumindest unter kirchlicher Trägerschaft. Im Internet sind keine Berichte zu finden, in denen Heime in den Nachkriegsjahrzehnten beschrieben werden, die ohne Gewalt geführt wurden. Zunehmend mehr wird auch deutlich, daß die sexuellen Mißbräuche in den Heimen nicht selten waren. Im Johanna-Helenen-Heim reicht die Palette von unsittlichen Berührungen über Masturbationspraktiken an pubertierenden Kindern, homosexuell geprägten Handlungen bis hin zu Vergewaltigung. Dazwischen finden sich reichliche sexuelle Bloßstellungen und Demütigungen. Es besteht kein Zweifel mehr an diesen Verbrechen. Sie wurden in viele Büchern umfangreich dokumentiert. Dies alles konnte nur funktionieren, weil alle Aufsichtsorgane, aber auch wirklich alle, nicht funktioniert haben. Die städtischen – und Kreisjugendämter, die Landesjugendämter, die Heimleitungen und die Kirchenleitungen haben komplett versagt. Daß sich alle heute hinter dem Opferfonds verstecken, ist eine erneute Mißhandlung aller Opfer. Das muß ausdrücklich betont werden. Ein Skandal ist es auch, daß bis heute Behinderte, Kleinkinder und Säuglinge, zu Recht oder Unrecht in die Psychiatrie eingewiesen, keinen Cent an Kompensationsleistungen erhalten. Wie verkommen muß die Moral von Kirchen und Politikern sein, die dagegen nicht aufschreien.

Die Forderung an die Bundesregierung und an die Länderkammern kann nur lauten: Einsetzung eines Untersuchungsausschusses. Dieser soll zum einen die tatsächliche Gewalt in den Heimen aufzeigen. Zum anderen ist aber auch die Arbeit des „Runden Tisches Heimerziehung“ mit den zahlreichen Manipulationen zu untersuchen. In Anhörungen der jeweiligen Ausschüsse müssen sowohl Zeitzeugen, als auch Opfer, als auch Erziehungswissenschaftler und solche Personen aussagen können, die diese Verbrechen umfangreich dokumentiert haben.

Bis zur Instandsetzung der Untersuchungsausschüsse müssen die Opferleistungen drastisch erhöht werden. Die Täternachfolger setzten auf die biologische Lösung: Je mehr Opfer sterben, desto leiser werden die Schreie der Geschundenen und Gequälten.

Meine Damen und Herren, setzten Sie diesem schändlichen Treiben ein Ende."

Heimkinder, Heimopfer, Gewalt, sexueller Missbrauch, Evangelische Kirche, Katholische Kirche, Caritas, Diakonie, Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Evangelische Stiftung Volmarstein

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28. März 2014 5 28 /03 /März /2014 22:11

Wollen sie es nicht kapieren oder können sie es nicht?

Es ist für viele ehemalige Heimkinder ein absolutes Unding, bei den Nachfolgern der Täter vorstellig zu werden, um irgendein Almosen zu erhalten. Täternachfolger triggern, d.h. sie lösen heftigste Erinnerungen an erfahrenes Leid aus. Die Bedingungen, die zum Beispiel von der Troika Westfälische Landeskirche und Konsorten gestellt werden, sind für viele ehemalige Heimkinder unannehmbar. Es ist, als müßte eine von Gewalttätern auf dem U-Bahnhof zusammengeschlagene Person einen Antrag an die Täter stellen, mit genauer Schilderung des Tathergangs, um etwas Geld für ihre zerrissene Kleidung zu erhalten.

Im Fall der erwähnten Troika kommt noch das widerwärtige Sparmodell hinzu. Man bleibt mit dem – vielleicht – erhältlichen Sachleistungsangebot weit hinter der Summe zurück, die eine andere Landeskirche zahlt.

So werden Täternachfolger selber zu Tätern und negative Vorbilder praktizierten Christentums. Manchmal wünsche ich mir Feuer und Schwefel über diese Brut – doch nein, das wäre ebenso abscheulich.

Hier der Kommentar eines ehemaligen Heimkindes im Wortlaut:

Es wird noch viele ehemalige Heimkinder geben, die keine Anträge stellen, da sie sich zu beschämt fühlen mit den Täter-Nachfolgeorganisationen zu sprechen. Ein Jugendamt, dass meine Heimeinweisung besorgte, soll nun befähigt sein, darüber zu befinden, ob ich Hilfe brauche. Ich teilte dem Jugendamt per E-mail mit, dass es ausreichen müsse, wenn mein Psychotherapeut den Antrag für mich ausstellt. Das Jugendamt lehnte ab und wollte noch eine persönliche Vorsprache. Nein danke, ihr Täter von damals und heute. Ihr als Täter könnt mir nicht helfen, ich als Opfer weiß nur, wer mir helfen kann. Also konsequenterweise bin ich aus der Kirche ausgetreten und finanziere mir nun von meiner ersparten Kirchensteuer meine Therapien sowie natürlich auf Kosten der Allgemeinheit. .

Wenz, denn die Täter können nicht helfen.

Kommentare

helmutjacob said, on 18. März 2014 at 18:02

Man muss sich schon stark zusammenreißen, um das Verhalten der evangelischen Landeskirchen nicht in beleidigendem Ton zu kritisieren.

Unsere Arbeitsgruppe hilft einem Opfer. Man versuchte, sie mehrmals zu vergewaltigen, über Monate hinweg. Behinderungsbedingt gelang dies nicht. Zur Triebbefriedigung des Verbrechers dienten dann die Fummeleien an dem Kind. Es wusste nicht, wie ihm geschah. Noch heute leidet sie und ihre Familie unter diesen traumatischen Erlebnissen.

Der Täter war Mehrfachtäter und ging dafür etliche Jahre in den Bau. Dies ist aktenkundig und nachprüfbar. Auch andere Mädchen begrabschte er im Intim- und Brustbereich.

Dies alles inklusive der Angabe des Ortes, der Zeit, des damaligen und heutigen Alters des Opfers und aller sonst notwendigen Details habe ich der Geschäftsstelle unter Stefan Wutzke mitgeteilt. Nur eben bewusst den Namen und die Anschrift nicht. Ich wollte verhindern, dass das Opfer im Alter noch einmal retraumatisiert wird. Auch habe ich den Fragebogen dieser Stelle nicht als Grundlage genommen, sondern den des Familienministeriums. Die betroffene Dame bekam nämlich diesen Fragebogen zu Gesicht und war am nächsten Tag nach einer dringenden Terminanfrage bei mir. Sie habe die ganze Nacht nicht geschlafen und so wie sie vor mir saß, war sie, salopp gesagt, fix und fertig. Jedes Gespräch der Anlaufstelle mit ihr hätte üble Folgen mit sich gezogen.

Das alles geht der Anlaufstelle am Auspuff vorbei. Sie besteht auf das Ausfüllen dieses unsäglichen Formulars und die Angabe aller Personalien.

Man möchte die Anlaufstelle fragen, ob sie nicht zur Klärung des Tatortes noch Fotos aus dem Intimbereich des Opfers brauchen. Denn da fand ja die Tat statt. Vielleicht eine Vorderansicht und eine Rückansicht. Aber ich reiße mich zusammen.

Den Brief werde ich nicht beantworten. Das würde nichts bringen (eigentlich müsste ich schreiben: Das wäre Perlen vor die Säue zu schmeißen).

Ich werde dem Opfer raten, auf diese mickrigen Almosen in Stolz zu verzichten.

Antwort

dierkschaefer said, on 18. März 2014 at 18:16

lassense doch mal herrn kronschnabel ran

Antwort

helmutjacob said, on 18. März 2014 at 18:25

Herr Kronschnabel? Bei dem habe ich mich zunächst zu entschuldigen:

Entschuldigen Sie, sehr geehrter Herr Kronschnabel, dass ich Ihre oft ruppigen Formulierungen in diesem Blog kritisiert habe. Inzwischen bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass Ihre Sprache die einzige ist, die bei den Tätervertretern verstanden wird.

Mit freundlichem Gruß
Helmut Jacob

Die Hölle eines kleinen Mädchens – Will evangelische Kirche Opferanträge verhindern?
said, on 20. März 2014 at 15:36 http://pressemitteilung.ws/node/505348

Blogbeitrag Dierk Schäfer: http://dierkschaefer.wordpress.com/2014/03/18/schieflage/

 Heimkinder, Heimerziehung, psychische Gewalt, physische Gewalt, sexueller Mißbrauch, Evangelische Kirche, Diakonie, Landeskirche Hannover, 

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20. März 2014 4 20 /03 /März /2014 13:35

Das Jahr 1964 hat ihr gesamtes Leben geprägt. Erst 11 Jahre alt, erlebte Erika Mustermann (Name anonymisiert) die Hölle auf Erden. Ihr Lehrer (ein Sonderschulpädagoge für körperbehinderte Schulkinder) versuchte, die kleine Erika fast ein Jahr lang immer und immer wieder zu vergewaltigen. „Das ging nicht, wegen meiner Behinderung“, berichtete Erika schon vor Jahren. Ihre medizinische Diagnose: Spastische Tetraplegie (1). Diese Behinderung beinhaltet Koordinationsstörungen und Verkrampfungen der Muskeln. Und genau wegen diesen Verkrampfungen, mitverursacht auch durch unbeschreibliche Angst, schlugen die Vergewaltigungsversuche fehl. Aber der Lehrer wollte seinen „Kick“. Er mißhandelte sie mit seinen Fingern, drang immer wieder in sie ein, berührte sie an den Brüsten. Erika wußte gar nicht, was da mit ihr geschah. „Ich hatte doch von nichts eine Ahnung!“. Erst Jahre später, sie war jetzt Teenager, erkannte sie: Er hatte versucht, sie zu vergewaltigen und sie auch sonst immer wieder sexuell belästigt. Jetzt wurde ihr auch klar, daß sie gar keine Sprachbehinderung hatte. Diese Behinderung diagnostizierte der Lehrer nämlich und übernahm selbst die Behandlung. In diesen Sitzungen geschahen die Verbrechen. Nach 11 Monaten faßte die kleine Erika allen Mut zusammen: „Ich habe ihm gesagt, ich komme nur noch in Begleitung.“ Von dem Tag an brauchte sie gar nicht mehr zu erscheinen und hatte endlich ihre Ruhe, eine trügerische Ruhe. Immer wieder ist mir Schlimmes passiert, so ging es ihr nachts durch den Kopf.

Erste Verliebtheiten als Teenager, erste körperliche Annäherungen. Spätestens da zog Erika die Bremse. Soviel Nähe konnte sie nicht ertragen. Die weiteren Jahrzehnte sind kurz umrissen: Sie heiratete, bekam zwei Kinder. Doch das richtige Eheglück, die tiefe Zweisamkeit, fanden die Eltern nicht. „Ich kann ihn einfach nicht immer ertragen“, erzählte sie einmal; und auch ihr Mann gab zu verstehen, daß nicht alles so sei, wie er es sich vorstelle. Großes Verständnis und sonst tiefe Liebe hat das Paar seit Jahrzehnten zusammengeschweißt.

Vor wenigen Wochen wurde die „Freie Arbeitsgruppe JHH 2006“, eine Opferinitiative für mißhandelte Kinder in den damaligen Orthopädischen Anstalten Volmarstein bei Hagen, durch den Stiftungsleiter benachrichtigt, daß jetzt auch die Kirchen für Mißbrauchsopfer Leistungen erbringen. Allerdings müsse ein Fragebogen ausgefüllt werden, um Gelder aus diesem kirchlichen Fonds zu erhalten. Erika bekam diesen Fragebogen irgendwo her und war wie versteinert. Noch am Abend, an dem sie die Fragen las, rief sie an und bat um einen dringenden Gesprächstermin. Direkt am nächsten Mittag saß sie vor einem Mitglied der Arbeitsgruppe und war außer sich: „Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen; alles kam wieder hoch“, berichtete Erika stockend. Auch ihr Mann sei entsetzt gewesen über die Aufforderung, das Opfer müsse den Tathergang schildern: „Das darf doch wohl nicht wahr sein!“ Man versuchte, Erika zu beruhigen: „Du mußt solche Fragen nicht beantworten“, versicherte der Vertreter der Arbeitsgruppe, „es genügt die Glaubhaftmachung.“ Immerhin wurde der Lehrer auch wegen zahlreicher anderer Sexualverbrechen zu jahrelanger Haft verurteilt. Jacob zu dem Brief der Anlaufstelle: „Dieses Schreiben läßt nur einen einzigen Schluß zu. Die Landeskirchen wollen mit diesen Hürden Opferanträge verhindern. Dabei kalkulieren sie offensichtlich Retraumatisierungen bewußt ein.“

Erika und ihr Mann stehen finanziell nicht auf der Sonnenseite des Lebens. Sie bekommt eine bescheidene Rente; er verdient nicht viel. Es reicht gerade, sich immer wieder einen älteren Gebrauchtwagen zu leisten. Wenn unerwartete Ausgaben im Haushalt anfallen, stößt das Paar an die Grenzen der Belastung. Darum bot der Vertreter der Arbeitsgruppe Erika an, für sie den Antrag in anonymisierter Form zu stellen. Schließlich komme es ja zunächst nur auf die Beurteilung des Falles an. Frau M. sagte zu, der Antrag ging zur Post.

Allerdings ist die Evangelische Anlaufstelle erbarmungslos. In einem Schreiben vom 11. März 2014 teilt sie mit: „1. Bitte verwenden sie das Originalantragsformular. 2. Eine Antragsbearbeitung kann nur erfolgen, wenn der Antragsteller nicht anonym bleibt. ...“. Außerdem sei die persönliche Unterschrift nötig. Zu den von der Arbeitsgruppe kritisierten Fragen schreibt die Anlaufstelle: „Die Angaben zum Sachverhalt ... sind für die Entscheidung der unabhängigen Kommission erforderlich.“ Hierbei geht es um Angaben zur Person des Täters, zum Tatort, zur Tatzeit, zum Tathergang und den Umgang mit dem Mißbrauchsfall. Und gerade diese Punkte wurden ausführlich geschildert. Helmut Jacob, Fallbearbeiter, ist empört: „Wollen die auch noch Fotos aus dem Intimbereich des Opfers, dort wo die Schweinereien passiert sind?“

Der Fragebogen stößt auch in anderen Blogs auf Kritik. Diplom-Psychologe Dierk Schäfer aus Bad Boll:

„Wollen sie es nicht kapieren oder können sie es nicht?
Es ist für viele ehemalige Heimkinder ein absolutes Unding, bei den Nachfolgern der Täter vorstellig zu werden, um irgendein Almosen zu erhalten. Täternachfolger triggern, d.h. sie lösen heftigste Erinnerungen an erfahrenes Leid aus. Die Bedingungen, die zum Beispiel von der Troika Westfälische Landeskirche und Konsorten gestellt werden, sind für viele ehemalige Heimkinder unannehmbar. Es ist, als müßte eine von Gewalttätern auf dem U-Bahnhof zusammengeschlagene Person einen Antrag an die Täter stellen, mit genauer Schilderung des Tathergangs, um etwas Geld für ihre zerrissene Kleidung zu erhalten.
Im Fall der erwähnten Troika kommt noch das widerwärtige Sparmodell hinzu. Man bleibt mit dem – vielleicht – erhältlichen Sachleistungsangebot weit hinter der Summe zurück, die eine andere Landeskirche zahlt.
So werden Täternachfolger selber zu Tätern und negative Vorbilder praktizierten Christentums. Manchmal wünsche ich mir Feuer und Schwefel über diese Brut – doch nein, das wäre ebenso abscheulich.“ (2)

Und als Diplom-Theologe verweist Schäfer auf Johannes 19,7: „Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz soll er sterben.“ Und Schäfer fügt hinzu: „Die drei Kirchen haben ein Formular, und danach muß sich der Mißbrauchte erneut ausziehen.“

Erika Mustermann muß sich nicht mehr ausziehen. Der Fallbearbeiter hat ihr geraten, auf die Almosen zu verzichten. Die Arbeitsgruppe verzichtet ihrerseits auf eine Stellungnahme zum Schreiben der Anlaufstelle.

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Infantile_Zerebralparese
und
(1) http://www.amm-rheintalklinik.de/amm06/DE/Erkrankungen/TetraDipleHemiplegie.php

(2) http://dierkschaefer.wordpress.com/2014/03/18/schieflage/

 

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17. März 2014 1 17 /03 /März /2014 16:23

Steuerhinterziehung ist ein Verbrechen. Ein Verbrechen an der Gesellschaft überhaupt. Diese Steuerhinterziehungen im zweistelligen Milliardenbereich pro Jahr (1) verhindern beispielsweise die Schulspeisung. Tausende Kinder gehen mit knurrendem Magen in die Klassen und verlassen sie ebenso hungrig. Folge der Steuerhinterziehungen ist auch die Anrechnung des Kindergeldes auf die Hartz IV-Bezüge. (2) Damit werden Mütter UND Kinder gleichermaßen bestraft. In gleicher Folge ist die Bezahlung der Pflegekräfte in den Krankenhäusern und Heimen asozial niedrig und es muß die Gesellschaft wundern, daß ihre Kranken und Alten überhaupt noch gepflegt werden. Anstatt die Steuersünder zu jagen, jagen die Behörden nach billigen Tagelöhnern aus dem Ausland, um diese Lücke zu schließen.

Daß ein Steuerhinterzieher, also ein Verbrecher, letztendlich doch zu seiner Tat steht, ist selten. Daß er seinen Advokaten nicht auf den Leim geht, ist in diesem Fall bayerische Bauernschläue. Anwälte verdienen immer, sowohl bei Sieg als auch bei Niederlage. Es hätte den Angeklagten vor dem BGH auch noch schlimmer erwischen können. Dieses, wenn auch viel zu späte, Eingeständnis, der Rücktritt von allen Ämtern und damit die Verabschiedung aus der obersten Schicht der Bevölkerungshierarchie in einigen Wochen, der unmittelbare Einzug in den Knast: Das zeigt schon eine gewisse Größe. Die aber selbstverständlich sein sollte.

Diese Größe ist den Rechtsnachfolgern kirchlicher Verbrecher völlig abhandengekommen. Sie setzen nach wie vor auf Aussitzen, um letztendlich doch mit einem blauen Auge davonzukommen. 2010 beendete der „Runde Tisch Heimerziehung“ mit dem Abschlußbericht seine Arbeit. Entschädigungen sind bisher nicht bezahlt worden. Weder seitens des Bundes, noch der Länder, noch der Kirchen. Was dort als Entschädigung gefeiert wird, ist eine erneute Mißhandlung der Opfer. Der „Runde Tisch sexueller Mißbrauch“ empfiehlt, dass die Mißbrauchsopfer ihre Forderungen an die jeweiligen Institutionen stellen. Bund und Länder streiten sich noch über Beteiligungen an einem Fonds.

Dieses Aussitzen trägt Früchte: Der renommierte Focus schreibt Blödsinn in seiner Onlineausgabe vom 13.03.2014. Zitat: „In den 1950er und 1960er Jahren litten Tausende der 700 000 bis 800 000 Kinder und Jugendlichen in westdeutschen Heimen unter radikalen Erziehungsmethoden, ...“ (3) Dies bedeutet: 700000 bis 800000 Kinder saßen in den Heimen. Davon litten Tausende. Und das ist Blödsinn: Die Zahl der geschätzten Opfer beträgt 800 000 Kinder und Jugendliche. Also müssen mehr in den Heimen untergebracht gewesen sein. Dies waren also die tatsächlich Tausenden Opfer! Aber was heißt tatsächlich? Die behinderten Heimkinder und -jugendlichen, die psychisch Erkrankten und die zwangsweise in die Psychiatrie eingewiesenen Kinder und Jugendlichen sind in der Rechnung nicht enthalten. Und niemand soll sich einbilden, daß in den Pflegeheimen unter kirchlichen Dächern gar keine Gewalt herrschte.

Um zwischendurch als Wohltäter an der Menschheit Lorbeeren einsammeln zu können, verteilen die Kirchen nun Klimpergeld unter ihren sexuell Geschundenen. Die katholische Kirche zog voran, was ungewöhnlich ist. Sie zahlt durchschnittlich 2.500 € für ihre Opfer. Nun trotteln drei evangelische Landeskirchen hinterher: die vom Rheinland, von Westfalen und vom Lipperland. Katholische und evangelische Kirchen zahlen also maximal 5.000 € pro von ihnen selbst anerkanntem Opfer. Damit wird das Schaf zum Gärtner und der Henker zum Wunderheiler. Aber die Schau hat diesen Truppen eine ganz andere Landeskirche gestohlen: Der Landesverband Hannover zahlt bis zu 32.000 Euro an seine Opfer.(4)

Wie dem auch sei, bevor es Bares gibt, müssen sich die sexuell Gequälten erneut ausziehen. Sie sollen peinliche Fragen beantworten. Kostprobe: „Bitte schildern Sie die Umstände und den Hergang der Missbrauchstat. ... Sie können ein Zusatzblatt verwenden.“ (5) Und danach wird peinlich genau abgefragt, ob das Opfer nicht schon von anderen Stellen abkassiert hat.

Die „Freie Arbeitsgruppe JHH 2006“ gibt den Opfern der Volmarsteiner Anstalten bei Hagen die Möglichkeit, für sie diese Anträge zu stellen. Der erste Fall liegt der Anlaufstelle vor. Die persönlichen Daten wurden anonymisiert. Darauf kommt es jetzt noch gar nicht an; es geht um die Tat und die Folgen. Die Anlaufstelle lehnte diesen Antrag vorerst brüsk ab. Darüber wird an anderer Stelle berichtet.

Helmut Jacob
17.03.2014

(1) http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/steuerhinterziehung-in-deutschland-das-grosse-milliarden-raetsel-1.261318

(2) http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/hartz-iv-kindergeld-wird-weiter-voll-angerechnet-9188.php

(3) http://www.focus.de/regional/stuttgart/soziales-fraktionen-einig-ueber-mehr-mittel-fuer-beratung-von-ex-heimkindern_id_3686589.html

(4) http://helmutjacob.over-blog.de/article-unglaublich-aber-wahr-evangelische-landeskirche-hannover-zahlt-seinen-opfern-bis-zu-32-000-euro-wi-122294547.html

(5) http://www.fuvss.de/fileadmin/mediapool/baukaesten/FS_fuvss/2013-11-04-AnerkennungLeid-Antrag_form.pdf

 

 

sexueller Missbrauch, Opferhilfe, Katholische Kirche, Evangelische Kirche, Caritas, Diakonie, Heimkinder, Runder Tisch Heimerziehung, Runder Tisch sexueller Missbrauch, Kinderheim, Erziehungsheim, 

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