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12. Dezember 2010 7 12 /12 /Dezember /2010 16:35

Struck an Martin Mitchell, in den 60er Jahren Zwangsarbeiter - (Torfabbau) für die evangelische Anstalt Freistatt (Einrichtung von Bethel - jetzt in Australien lebend:

 

Sehr geehrter Herr Mitchel,

wäre es nicht gut, wenn Sie mal kurz still wären und einfach die Ergebnisse abwarten würden, bevor Sie Ihre unangenehmen Schmähungen wieder in alle Welt pusten?
Mir ist schon klar, dass alles, was sich nicht mehr als "über den Tisch ziehen lassen" interpretieren ließe, für Sie nicht wahrnehmbar sein muss, denn Sie haben sich nun mal - mit Witti und Co - da festgelegt.
Aber mal 2 Tage Schmähpause, bis sie dann wissen, was wirklich vereinbart wurde - das hätte einfach Charme.

 

Norbert Struck

(Jugendhilfereferent)

Der PARITÄTISCHE Gesamtverband e.V.
Oranienburger Str. 13-14
10178 Berlin

Tel: 030-24636-328
Fax: 030-24636-140

 

 Erwiderung Heidi Dettinger, Opfergruppe "Verein ehemaliger Heimkinder"

 

Charme hätte es, verehrter Herr Struck, wenn die geschundenen, vergewaltigten, missbrauchten Heimkinder eine angemessene Entschädigung bekämen.
 
Alles andere ist - und da gebe ich Herrn Mitchell Recht - eine Zurechtweisung, ein "Über-den-Tisch-ziehen", eine Retraumatisierung, ein Versuch der "Verarschung" ehemaliger Heimkinder, die weiß Gott (oder wer auch immer) genug gelitten haben in ihren jungen Jahren - sie brauchen kein weiteres Leid im Alter.
 
Solidarisieren Sie sich eindeutig mit diesen Menschen, rufen Sie dazu auf, Sie ANGEMESSEN zu entschädigen! Und ich bin sicher, auch Herr Mitchell würde Ihnen (und dem Endbericht) nur mit Zustimmung begegnen! Ich ttäte es!
 
Halten Sie es mit Frau Vollmer und ihren demütigenden, unglaublichen, eiskalten Empfehlungen wird Ihnen genau das begegenen: Kritik, Eiseskälte, Ablehnung, Verzweiflung! Überlegen Sie sie selbst! Es gibt kein irgendwie dazwischen.... entweder sind Sie für uns oder gegen uns....
 
"Entweder du bist Teil der Lösung oder Teil des Problems. Dazwischen gibt es nichts"
Ulrike Meinhof mag ja oft in ihrem Leben geirrt haben - bie dieser Einschätzung irrte sie  mit Sicherheit NICHT!
 
Mit irgendwie freundlichen Grüßen
Heidi Dettinger

Norbert Struck (Runder Tisch) wünscht sich von Martin Mitchell/Australien »2 Tage Schmähpause, bis sie dann wissen, was wirklich vereinbart wurde«. Das ist nun wirklich herzig. Kennt er denn die Mechanismen des Nachrichten-Marketing nicht? Wenn nun wirklich im Wortlaut des Schlußberichts anderes stehen sollte, als zuvor an die Medien gegeben, dann hätte man vonseiten des Runden Tisches bis dahin besser den Mund gehalten. Im Schwäbischen sagt man: »Es kommt selten was besseres nach«. Ich fürchte, das wird auch hier zutreffen, auch wenn man die Hoffnung nicht aufgeben sollte. Ein Teil (großer Teil?) der ehemaligen Heimkinder jedenfalls fühlt sich ... mißbraucht.
Ein ehemaliges Heimkind pflegt das drastischer auszudrücken: »Ich wurde als sechsjähriger in den Arsch gefickt!« – und er sagt es mit einer Stimmlage, die durchtönen läßt, daß seine ausführliche Traumatherapie doch nicht alles ins Lot bringen konnte. ...
Aber morgen wird ja ohnehin alles anders. Der Schlußbericht des Runden Tisches wird die Vorabmeldungen als Lüge offenbaren. Wahrscheinlich hat der böse Herr Mitchell aus Australien die Pressearbeit gesteuert und steht morgen mit abgesägten Hosen da. Dann werde auch ich ihn auslachen, sogar schmähen. Wetten daß – lieber Herr Struck?

Michael Witti:

Sehr geehrter Herr Struck ,

ich freue mich zunächst einmal , dass die Frau Justizministerin die zentrale Frage der Entschädigung von Opfern sexuellen Missbrauchs dem RTH entzogen hat und damit auch Seitens der Bundesregierung eine Bewertung der Qualität der Teilnehmer am RTH getroffen hat . Ihnen hat man es einfach nicht zugetraut , dass Sie und der RTH diesem Thema gerecht werden können .

Sehen Sie also Herrn Mitchells  Äusserungen eher als begründete Furcht an , dass der RTH mit der ihm verbliebenen Aufgabenstellung auch nicht fertig wird und die Verursacher des Leids den Entschädigungsfond  nur ungenügend füllen und die europäische Rechtsordnung ignorieren ( Irland ua ) .

Sicher bin ich allerdings , dass hinsichtlich der Therapiemöglichkeiten und sozialen Hilfestellungen für die Opfer eine vorzügliche Lösung gefunden wurde. Aus diesem Topf müssen schliesslich auch die  Wohlfahrtsverbände engagiert  werden damit diese  ihre so selbstlose Hilfe erbringen können .

Schön , dass Sie als Interessenvertreter daran mitwirken konnten ?

Mit freundlichen Grüßen
Michael Witti

 

Helmut Jacob:


Herr Struck,

 

Seit 2 Jahren, schon von Beginn an, beobachte ich die Arbeit des Runden Tisches Heimerziehung. Schon nach den ersten Verlautbarungen – der Runde Tisch soll kein Tribunal sein, wir sind eine Wahrheitskommission, etc. – beschlich mich das ungute Gefühl: Die wollen die Heimkinder über den Tisch ziehen. Das Gefühl verstärkte sich von Monat zu Monat und fand ein erstes Finale im Zwischenbericht. Spätestens am Tage der Vorstellung dieses Machwerkes kam ich zu der Erkenntnis: Die Täterseite hat keine Moral. Noch auf der Pressekonferenz versuchten einige, Beschlüsse des Zwischenergebnisses in Frage zu stellen.

 Aber wie ist es mit der Scham?

Schnell konnte man beobachten, daß die Beileidsbekundungen, mitfühlende Bekenntnisse, Entschuldigungsäußerungen, nichts als Worthülsen, Betroffenheitsbesoffenheit, Betroffenheitsgestammel, bunte Luftblasen ohne Substanz waren. Scham scheint ein Begriff zu sein, der wie aus der Galaxis auf den Runden Tisch gefallen ist. Das Wort hat noch niemand gehört. Sie bestätigen mein Empfinden.

Sie greifen ein Heimopfer an mit einer solchen Niedertracht, daß man einige Stunden sprachlos ist. Könnte es nicht sein, daß Martin Mitchell mit seiner Hände Kraft Ihren Posten erst ermöglicht hat?

Mitchell war Zwangsarbeiter in einer evangelischen Einrichtung, die in jedem Zimmer das Kreuz trägt. Dieses Kreuz schmückt auch die Amtstrachten kirchlicher Mitarbeiter. Für Bethel mußte er Torf stechen. Bei Wind, Regen und Kälte. Seine Bekleidung war ähnlich die eines Tippelbruders zu dieser Zeit. Nur, daß die Tippelbrüder ihren Frust heruntersaufen konnten. Selbst diese Chance hatte Mitchell nicht. Wenn er nicht sein Pensum erreichte, peitschte und trat man ihn zusammen. Auf seine Leidensgenossen hetzte ein Evangelischer Diakon und „Hausvater“ seinen Schäferhund. Andere machte man tabaksüchtig und erpreßte sie mit Entzug der wöchentlichen Rationen, wenn sie nicht schufteten.

Das Wirtschaftswunder der Bundesrepublik und der Kirchen ist auch Leuten, wie Martin Mitchell zu verdanken. Der Einfluß der Kirchen auf die Politik ist – nach ihrer Zeit der gestreckten Arme vor dem „Führer“, nach Waffensegnungen und Worten wie: "Wir grüßen Euch alle als die SA Jesu Christi und die SS der Kirche, ihr wackeren Sturmabteilungen und Schutzstaffeln im Angriff gegen Not, Elend, Verzweiflung und Verwahrlosung, Sünde und Verderben." - auch der Knochenarbeit von Martin Mitchell und seinen tausenden Leidensopfern durch Zwangsarbeit zu verdanken.

Und dann maßen Sie sich an, Martin Mitchell in rüpelhafter Manier anzupöbeln und ihn aufzufordern, 2 Tage seine Meinungen zu unterdrücken! Was für eine Frechheit! Sie schreiben:

„wäre es nicht gut, wenn Sie mal kurz still wären und einfach die Ergebnisse abwarten würden, bevor Sie Ihre unangenehmen Schmähungen wieder in alle Welt pusten?
Mir ist schon klar, daß alles, was sich nicht mehr als "über den Tisch ziehen lassen" interpretieren ließe, für Sie nicht wahrnehmbar sein muß, denn Sie haben sich nun mal - mit Witti und Co - da festgelegt.
Aber mal 2 Tage Schmähpause, bis sie dann wissen, was wirklich vereinbart wurde - das hätte einfach Charme.“

Als ob nicht in unzähligen Zeitungen bereits die wichtigsten Ergebnisse des Endberichtes gestanden hätten.

 Lassen Sie mich die Arbeit des Runden Tisches zusammenfassen: Wenigstens 800.000 Heimkinder aus der Erziehungshilfe, viele tausend Säuglinge, viele hundert behinderte Klein- und Schulkinder, viele hundert psychisch kranke oder zwangseingewiesene Kinder und Jugendliche wurden Opfer von Gewalt und Verbrechen in den drei Nachkriegsjahrzehnten. Durch den Runden Tisch fühlen sie sich erneut als Opfer. Weil man Fakten verdreht hat, Unterlagen unterschlagen und wenigstens verheimlicht hat, weil man Begriffe passend umdefiniert hat, weil man Verbrechen beschönigt hat, weil man sie nicht informiert hat und weil man ihren Wunsch nach Anerkennung der an ihnen verübten Verbrechen und eine Wiedergutmachung völlig ignoriert hat. Martin Mitchell wurde ein drittes Mal Opfer, durch Sie: Sie haben noch einmal nachgetreten. Und wenn Ihre Firma Sie nicht, an Arsch und Kragen greifend, vor die Tür schmeißt, wird auch sie Täter.

Helmut Jacob

13.12.10

 

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